Die letzten Wochen haben wir viele Pocketwindeln parallel getestet und uns mit ihrem Aufbau und den Vor- und Nachteilen auseinander gesetzt. Ihr werdet in nächster Zeit also noch andere Pocketmodelle im Windelcheck vorfinden. Den Anfang macht der große Klassiker von Blueberry. Endlich! kann man sagen, denn wir sind allgemein riesen Blueberry Fans. Nun dürfen wir Dank Stoffywelt ein Blueberry Modell testen und vorstellen. In der Lieferung waren zwei Biobaumwolleinlagen enthalten. Hoffentlich kommen noch ein paar Blueberrys dazu 😉 . Das Design finden wir super: Die Gemüsewindel hat es uns angetan 😀 .
Über Blueberry:
2005, kurz nach der Geburt ihres ersten Sohnes, begann Margarita McClure Stoffwindeln für den Eigenbedarf herzustellen. Ihr Mann war Stoffwindeln gegenüber sehr skeptisch eingestellt, wurde aber wenig später zur treibenden Kraft hinter den Entwicklungen von Blueberry. Aus Interesse, wie denn der Bedarf an schönen Stoffwindeln am Markt aussieht, verkauften sie einige Exemplare bei Ebay. Dies lief so gut an, dass sie kurz darauf das Unternehmen „Swaddlebees“ gründeten. Der Verkauf hatte eine starke Eigendynamik: „Zu Beginn dachte ich, ich würde ein paar hundert Windeln pro Monat verkaufen und damit rechtfertigen, dass ich Zuhause bei meinem Sohn bleiben kann.“ so McClure. Aus erhofft ein paar hundert, wurden dann 2.000 Windeln im ersten Monat und ihnen wurde klar: Es besteht ein großer Bedarf an stylischen Stoffwindeln. Genau das ist auch eine tragende Säule der Philosophie von Blueberry: Stoffwindeln attraktiv machen! Die Muster, Kollektionen und Sondereditionen sollen das Wickeln verändern. Weg von einem stupiden Vorgang, hin zur Freude und Leidenschaft. Bei aller Begeisterung fürs Design werden zusätzlich aus der gesamten Produktpalette gefährliche Stoffe streng herausgehalten: Blei, BPA, Latex (also keine Probleme bei Latexreaktionen!), Weichmacher und andere problematische Stoffe sind hier nicht zu finden. Neben der Produktsicherheit der Windeln und dem fancy Design ist die anatomische Passform wohl am wichtigsten. Die Windeln sitzen bei den meisten Babys einfach fantastisch und schränken in der Bewegung nicht ein. Und auch in Sachen Regionalität arbeitet Blueberry an sich. Wenn irgendwie möglich, kommt jedes Teil der Windel aus den USA. Die Firma selbst hat ihren Sitz in Knoxville, Tennessee. Produziert wird in Arkansas, USA und ein Teil seit 2016 auch in einer hochwertig arbeitenden Firma in Mexico. Das garantiert eine besondere Produktsicherheit und hilft auch der amerikanischen Textilbranche. Die immer größere Nachfrage ließ Ketten wie Walmart und Target anklopfen, allerdings entschied sich Blueberry gegen eine großflächige Vermarktung und für den Einzelhandel. Blueberry setzt sich in besonderer Weise für ihre Fachhändler ein, damit Mütter mit einem kleinen Windelshop, wie damals Margarita, ihre Kinder Zuhause selbst betreuen können. Ach und um die Namensverwirrung zu beenden: Der Firmenname „Blueberry“ bezeichnete zuerst eine Windellinie der Firma Swaddlebees. Da „Blueberry“ so erfolgreich wurde, entschied sich Margarita im Jahre 2007, alles unter diesem Namen laufen zu lassen. Stoffywelt führt aus dem Blueberrysortiment neben den Windeln auch Trainer , wasserdichte Wickelunterlagen/Bettauflagen/Spieldecken und Nasstaschen.
Über die Materialien:
Die Blueberry Pocket Deluxe besteht außen aus 100% Polyester, welcher auf der Innenseite der Außenschicht mit atmungsaktivem, wasserdichtem PUL beschichtet ist. Die Innenseite der Windel ist komplett mit einer Tasche aus 100% Microfleece (siehe Bild unten) verkleidet, welches die Nässe schnell in den Saugkern (Einlage) leitet und sich an der Haut extrem lange trocken anfühlt. Kunstfaser haben jedoch den großen Nachteil, dass nicht alle Babys diese Stoffe auf der Haut vertragen. Der Stay-Dry Effekt, welcher einerseits ein großer Vorteil ist, weil die Windel lange als trocken empfunden wird, kann die Haut auch reizen. Bei den meisten Babys ist dies allerdings nicht der Fall. Unsere eigene Erfahrung: Es gibt unterschiedliche Kunstfasern mit unterschiedlicher Oberfläche. Auch wenn eine Kunstfaser nicht vertragen wird, bedeutet das nicht gleich, dass das Baby generell keine benutzen kann. Man muss es ausprobieren. Der Stoff der Blueberry Deluxe wurde hier hervorragend vertragen und die Haut hatte keine Rötungen.
Die mitgelieferte Biobaumwoll-Einlage (100%) saugt sich im inneren der Windel nach und nach voll (Mehr Infos zu Biobaumwolle hier). Waschbar ist die Windel ganz einfach bei 60°C und kann bei mittlerer Stufe in den Trockner (Außenwindel trocknet aber auch ohne Trockner unglaublich schnell).
In der Lieferung von Stoffywelt sind zwei! Biobaumwoll-Einlagen enthalten: 1 kleine Einlage (60cm x 11cm) und eine größere (70cm x 12cm). Warum? Eine tolle Lösung, die mitwachsende Windel (4,5 -16kg) über die gesamte Wickelzeit saugfähig und bequem zu machen. Mit diesen zwei Einlagen muss man sich keine weiteren Gedanken zum Boosten (Saugkraft der Windel) machen. Wir finden diese Idee genial! Bei kleinen Babys muss lediglich die 60cm x 11cm eingelegt werden (beispielsweise bis zum 9. Monat, das variiert natürlich je nach Baby). Die größere Einlage kann dann im Spektrum für ein älteres Baby genutzt werden und schließlich beide zusammen, wenn man ein viel trinkendes Kleinkind hat. Wir haben alle drei Varianten mit einem 11 Monnate alten Baby getestet und sogar die doppelte Einlage passte sehr gut und sah nicht „hummelpo-artig“ aus (mehr über das Saugverhalten unten).
Über die Passform & die Pocketöffnung:
Tja, die Passform. Wir haben ein „Blueberry-Baby“, das heißt ihm passt der Blueberry Schnitt mit den zwei Snappreihen übereinander an der Taille einfach am besten. Da kneift nichts an den Beinbündchen, da läuft nichts aus, da schiebt sich keine Verschlusslasche nach unten und die Windel sitzt immer perfekt an Ort und Stelle. Die Passform ist natürlich rein subjektiv, aber wir müssen an dieser Stelle mal ein Kompliment an Blueberry loswerden: Keine sitzt so gut! Der Taillienverschluss ist bisher ungeschlagen. Generell kann man sagen, dass der Schritt breit geschnitten ist und somit besonders dickeren Babys toll passt. Unser Testbaby ist allerdings eher schmal und sie passt trotzdem perfekt.
Und nun zur Pocketöffnung!
Im Vorfeld haben wir auf Facebook gefragt, welche Pocketöffnungen (vorne? hinten? Lasche offen oder geschlossen?) euch denn am beliebtesten sind und warum? Die Antworten waren total Unterschiedlich:
-es ist eigentlich egal wo die Öffnung ist, Hauptsache die Windel an sich ist gut.
-hinten stopfen ist einfacher
-vorne besser für kleinere Babys, weil bequemer
-am wichtigsten ist die Lasche, die die Öffnung bedeckt
-das flatternde Stück Stoff bei der Blueberry Öffnung ist ganz doof, weil man es einschlagen muss usw.
Vielen Dank für eure Antworten ♥ !
Zusammenfassung:
Vorteile der Pocketöffnung hinten und ohne Lasche (wie bei der Blueberry):
- die Einlage muss nicht herausgenommen werden, die Windel kann nach Benutzung einfach in die Waschmaschine. Bei unserem Test blieb die Einlage kein einziges Mal in der Windel. So muss man keine verschmutzten Teile berühren und ein kleiner Arbeitsschritt ist auch gespart.
- Das Fehlen der Lasche macht den Stopfvorgang etwas einfacher.
Nachteile (mögliche) bei einer Pocketöffnung hinten und ohne Lasche:
- Babys liegen relativ viel auf dem Rücken, wenn die Einlage also nicht schön eingelegt wurde, kann diese im Rücken drücken. Bitte immer prüfen!
- Der Stoff der offenen Lasche „weht“ etwas aus der Windel heraus, wenn die Windel nicht ordentlich gestopft wurde.
Habt ihr noch Ergänzungen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Über die Saugfähigkeit:
Wie oben erwähnt: In der Lieferung sind zwei Biobaumwoll-Einlagen enthalten, die über die Wickelzeit mitwachsen 60cm x 11cm und 70cm x 12cm. Habt ihr gewusst, dass ungebleichte Biobaumwolle besser saugt?
Folgende Stopfmöglichkeiten ergeben sich:
Variante 1 (kleine Einlage):
Unserer Einschätzung nach ist sie prima für Babys ab 4,5 kg bis zu einem Alter von circa 9 Monaten geeignet (je nach Trinkverhalten). So gestopft ist die Windel sehr schlank und hält prima mehrere Stunden.
Variante 2 (große Einlage):
Schätzungsweise ab 9 Monate bis zu einem Jahr (wieder je nach Trinkverhalten). An dem schon relativ großen Baby sieht sie immer noch sehr schlank aus. In unserem Test hat es bei einem 11 Monate Baby mit sehr viel Pipivolumen zwischen 2 1/2 und 3 Stunden gehalten. Gehalten bedeutet hier, dass sich die Windel so lange nicht wirklich nass angefühlt hat. Ausgelaufen ist sie nie.
Variante 3 (beide Einlagen zusammen):
Ideal für ein viel trinkendes Kleinkind. Der Clou: selbst nach drei! Stunden (unsere Wickelintervalle sind ehrlicherweise sonst eher um die zwei Stunden, wir haben einen Viel- & Schwallpinkler) war die Windel noch lange nicht an ihr Kapazitätsmaximum angekommen. Das heißt die zwei Einlagen zusammen sind perfekt für größere Kinder, da sie extrem viel saugen und sich die Windel sehr lange trocken anfühlt. Auch hier waren wir erstaunt: Das erwartete Mega-Paket war nicht wirklich riesig und auch das 11 Monate Baby konnte die beiden Einlagen gut tragen. Die beiden Einlagen kann man also auch bei wesentlich jüngeren Babys verwenden. Beispielsweise bei langen Autofahrten oder dem Stadtbummel.
⇒Natürlich kannst du auch jede andere Einlage in die Pocket stopfen. Zu empfehlen wäre hier eine Prefold, zum Beispiel von Avo&Cado in Gr. 2 oder 3 (je nach Pipivolumen) mit einer Bambus- oder Hanfeinlage.
Warum überhaupt Pocket?:
Welche Vorteile/Nachteile haben Pocketwindeln? Brauche ich überhaupt Pocketwindeln?
Vorteile:
- Kann beliebig gestopft werden (von schlanker bis dicker Windel, je nach Bedürfnis).
- Innen ist sie komplett verkleidet und keine Plastikteile stören.
- Die verwendeten Einlagen können extrem saugstark sein, ohne die Haut auszutrocknen, da sie das Baby nicht berühren.
- Innenleben verwurschtelt nicht so schnell und kann bei aktiven Kindern super angelegt werden.
- Wie bei der All-In-One ist sie (wenn sie vorbereitet wurde) so einfach wie eine Wegwerfwindel und für Betreuungspersonen oder die KITA super geeignet.
- Die Wickelintervalle können sehr lang sein. Je nach Situation ist das auch mal notwendig und man ist froh eine Pocket im Haus zu haben
Nachteile:
- Nach Gebrauch muss man die komplette Windel waschen, man kann also nichts tauschen und hat mehr Wäsche wie bei einer Überhose mit Einlage
- Das Stopfen kann nervig sein (für uns ist es der pure Spaß 🙂 )
Habt ihr noch Ergänzungen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Größenvergleich:
Dieser Abschnitt dient dazu, die Windelgröße und den Schnitt etwas besser einschätzen zu können. Die Mommy Mouse Pocket (Lemon Tree) ist eine schmale, aber trotzdem sehr gut mitwachsende Pocketwindel. Sie wird auch bald im Windelcheck vorgestellt. In der kleinsten Einstellung beider Windeln kann man sehen, dass die Blueberry in der Leibhöhe etwas länger geschnitten ist:
Auch in der größten Einstellung sehr gut sichtbar, die Blueberry ist in der Leibhöhe höher und in der Taillenweite breiter. Auch der Schritt ist breiter wie bei der Mommy Mouse.
Mehr möchte ich an dieser Stelle zur Mommy Mouse noch nicht verraten 😉 der Windelcheck folgt bald!
Über den Preis:
Die Blueberry Deluxe Pocket mit dem Zwei-Einlagensystem gibt es bei Stoffywelt für 26,90€. Allerdings limitiert, das heißt schnell bestellen, wenn ihr das Komplettpaket mit Einlagen ergattern möchtet.
Resumee:
Die Windel ist eine absolute „Lebensversicherung“. Sie hilft an stressigen Tagen ungemein, da sie lange Wickelintervalle ermöglicht und wirklich jeder sie anlegen kann. Also für die Handhabung (wenn man vom Stopfvorgang absieht, der bei Pocketwindeln einfach anfällt) gibt es einen dicken Daumen hoch. Es ist und bleibt eine Kunstfaserwindel, auch wenn die mitgelieferten Einlagen aus Biobaumwolle sind (schon mal super, wenn auch hier nicht konventionell angebaute Baumwolle verwendet wird). Für den Zweck, für den sie geschaffen wurde ist sie klasse. Selbst die Einlage muss zum Waschen nicht erst herausgezogen werden.
Unsere Note:
1,5.
Dir gefällt unsere „Windelschnecke“? Hier kannst du ein ähnliches Regal shoppen. (das Regal aus Wasserhyazinthe gibt es nicht mehr)
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