Stoffwindeln Nähen: Schnittmuster – Der Schlüssel zur perfekten Windel
Themenreihe Stoffwindeln nähen:
- DIY-Gastbeitrag: Stoffwindeln nähen
- Stoffwindeln Nähen I: Gummis tauschen
- Stoffwindeln Nähen II: Snaps & Klett reparieren
- Stoffwindeln Nähen III: Schnittmuster
- Stoffwindeln nähen IV: Materialsammlung
Eine der Grundlagen zum selbst nähen ist natürlich der Schnitt. Seine Lieblingswindel einfach abzupausen wäre das Optimum, aber das geht aufgrund der eingezogenen Gummis nicht. Also braucht man eine Vorlage, nach der man die Windel seiner Wahl zuschneiden kann.
Schnittmuster-Optionen
Verschiedene Schnittmuster gibt es z.B. bei Liebewindel, Sewsalabim. Es gibt auch kostenlose Schnittmuster aus Amerika. Wer der Sprache mächtig ist und keine guten Erklärungen braucht, kann es auch damit probieren.
Ähnlichkeiten zu bekannten Herstellern können daher rühren, dass eine Lizenz im Fluffstore gekauft wurde wie z.B. bei Emilino, Finiwinis, Sausekind und Julicia. Oder eben das amerikanisch Vorlagen verwendet und/oder weiterentwickelt wurden.
Kostenlose Online-Vorlagen
Im Internet findest du zahlreiche kostenlose Schnittmuster für verschiedene Stoffwindeltypen. Diese sind oft als PDF-Dateien verfügbar und können einfach ausgedruckt werden.
Prefolds nähen
Ergonomische Einlage mit Komfortbündchen
AIO- und Pocketwindeln in verschiedenen Größen (englische Seite)
Höschenwindel von Ottobre Design im PDF-Format (Anleitung auf englisch)
Gekaufte Schnittmuster
Professionelle Schnittmuster bieten oft detaillierte Anleitungen und verschiedene Größenoptionen. Sie sind eine gute Wahl für Anfänger.
Schnittmuster für verschiedene Stoffwindelsysteme vom Fluff-Store
Bücher über Stoffwindeln
Viele Bücher zum Thema enthalten Schnittmuster und ausführliche Nähanleitung. Man findet eher etwas zur allgemeinen Babyausstattung oder Babykleidung. Windeln nähen ist da schon eher ein seltenes Thema. In dem folgenden Buch gibt es auch etwas über Windeln:
Selbst entwickelte Schnitte
Du kannst deine eigenen Schnittmuster für Stoffwindeln ganz einfach selbst entwickeln. Beginne damit, bereits vorhandene Modelle zu analysieren. Achte dabei auf Größenanpassung, Saugfähigkeit und Passform. Zeichne zunächst eine Grundform auf Papier und stelle einen Prototyp aus günstigem Stoff her. Teste diesen auf Dichtheit und Tragekomfort und nimm entsprechende Anpassungen vor. Experimentiere mit verschiedenen Materialien für die Innen- und Außenschicht sowie für die Saugeinlagen. Deine perfekte Stoffwindel sollte eine optimale Passform haben, ausreichend saugfähig sein und sich angenehm für dein Baby anfühlen.
Worauf du bei Schnittmustern achten solltest
- Größenvielfalt: Wähle Schnitte, die verschiedene Babygrößen (Onesize) abdecken
- Anpassbarkeit: Achte auf Möglichkeiten, den Schnitt zu modifizieren (z.B. für Tag- oder Nachtwindeln)
- Komplexität: Als Anfänger beginnst du am besten mit einfachen Schnitten
- Buch-Tipps: Nähen lernen für Anfänger und Grundkurs: Nähmaschine
- Stoffempfehlungen: Gute Schnittmuster geben Hinweise zu geeigneten Materialien
Tipps zum Umgang mit Schnittmustern
- Übertrage den Schnitt auf stabileres Papier oder Pappe für wiederholte Verwendung
- Markiere wichtige Punkte wie Gummizüge oder Verschlüsse deutlich
- Notiere erfolgreiche Anpassungen direkt auf deinem Schnittmuster
- Teste neue Schnitte zunächst mit günstigem Stoff
Mit dem richtigen Schnittmuster als Basis kannst du Stoffwindeln nähen, die perfekt auf die Bedürfnisse deines Babys zugeschnitten sind. Experimentiere mit verschiedenen Schnitten, um deine ideale Windel zu finden.
Wichtige Fragen zum idealen Schnittmuster
👉 Soll die Windel später schmal oder breit sein? Also möchte ich sie nur mit einer dünnen Einlage oder einer dicken Höschenwindel für die Nacht nutzen?
👉 Soll sie mitwachsend sein (Onesize) oder in verschiedenen Größen? Zweiteres bedeutet natürlich, dass ich bis zu zwei neue Größen nähen muss, aber eben auch eine bessere Passgenauigkeit. Außerdem werden keine Snaps vorne an der Windel (Leibhöhe) benötigt, welche je nach Materialdicke und Position eine Wulst entstehen lassen.
👉 Welches Material soll genutzt werden? PUL oder Wolle – beides hat Vor- und Nachteile (mehr dazu hier).
👉 Soll die Windel Gummis haben oder Bündchen? Da gibt es ganz viele verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten – darauf gehen wir dann noch mal explizit in einem weiteren Abschnitt ein.
Da es so viele Variablen gibt, bekommt man ebenso viele Schnittmuster & E-Books. Denn das Schnittmuster ist das eine, aber wie man das dann alles zusammen steckt, näht und wendet, ist nicht immer selbsterklärend.
Diese bekommt ihr unter anderem beim Fluffstore – und das Gute daran: dort gibt es auch einen Leitfaden, welche Windel welche Variablen erfüllt.
So gibt es eine Mehrgrößenwindel, die man mit Gummis und Bündchen, einlagig und zweilagig aus Wolle nähen kann (Fluffomat). So kann man sich die Windel ganz nach seinen Wünschen gestalten – plus schönem Baumwoll-Deko-Stoff oder nur aus Wolle. Es gibt eine Onesize-Windel aus Wolle mit verstellbaren Beingummis – und auch eine Schlupfhose für nachts.
Die Frage nach Gummis oder Beinbündchen
👉 Gummis sind an der Windel festgenäht und formen das Beinbündchen. Sie können auf verschiedene Weise angenäht werden. Dies entscheidet sowohl über den Arbeitsablauf beim Nähen als auch die Haltbarkeit.
- Erst den Tunnel nähen, dann den Gummi einfädeln und festnähen
- Gummi vorne und hinten festnähen, dann den Tunnel ‚drumherum‘ nähen (hier ist wichtig, dass man den Gummi nicht festnäht oder perforiert)
- Gummi über die komplette Länge festnähen – die einfachste Variante, aber der Gummi büßt hierbei deutlich an Haltbarkeit ein
- Gummis können auch verstellbar sein z.B. durch einen Knoten oder ein Knopflochgummi. So hat man vorne keine Snaps.
👉 Alternativ gibt es noch Bündchen (aus Wolle oder Fleece je nach Materialkombi). Diese sind schneller anzunähen, weil man keine Tunnel braucht. Da hierbei vier Lagen Stoff gleichzeitig zusammen genäht werden müssen, ist es nicht unbedingt einfacher. Die Bündchen machen die Windel etwas breiter, dafür sind natürlich sehr weich und hinterlassen weniger Abdrücke.
Die Frage nach der Materialauswahl
👉 Wolle ist deutlich einfacher zu vernähen als PUL. Bei PUL ist jeder Nadeleinstich eine potentielle Nässebrücke und daher muss sehr sauber gearbeitet werden. Auch hier gibt es verschiedene Techniken z.B. für die Beinbündchen. Wer sich für PUL-Überhosen interessiert, kann schon mal lesen, was es mit der Verarbeitung auf sich hat: kostenloses E-Book vom Fluffstore.
Die Frage nach dem Verschluss
👉 Klett lässt sich einfach aufnähen, für Snaps braucht man eine spezielle Zange. Wer diese nicht hat, der sollte also erstmal Klett ausprobieren. Bei Snaps gibt es mehrere Anbieter, zB Kam-Snaps, Prym und Babysnaps.
Jersey-Druckknöpfe (aus Metall) sind für PUL ungeeignet, da sie viele kleine Löcher machen und der PUL da undicht wird. Für Wolle sind sie umstritten, weil sie im langen Fettbad rosten können. Es gibt aber auch rostfreie Druckknöpfe von z.B. Tigerlilly.
Wie startet man denn nun?
Schnittmuster aussuchen, zur weiteren Vorbereitung das E-Book dazu genau durchlesen. Dann wählt man Stoffe, Gummis und Verschluss aus und schneidet schon mal alles zu. Man hangelt sich einfach am E-Book lang und arbeitet alles Schritt für Schritt ab. Am Ende hat man seine erste eigene Windel in der Hand – und ja, auch hier macht Übung den Meister.
Hier seht ihr mal Alicias erste Windel und spätere Windel. Außer ein paar Veränderungen an Form und Schnitt ist natürlich auch die Arbeitsweise sauberer und routinierter geworden.
Eine Stoffwindel zu nähen erfordert keine High-Skills, aber sie tragen sehr zum Endprodukt bei. Du wirst viel über Stoffe und deine Nähmaschine lernen. Laut Fluffstore solltest du am Anfang vier Stunden einrechnen, später wirst du alle Arbeitsschritte in zwei Stunden geschafft haben (je nach Windeltyp auch schneller).