Seit letztem Jahr gibt es von Popolini, dem Stoffwindel-Traditionsunternehmen aus Österreich, eine Windel, die alles kann, was das Stoffwicklerherz höher schlägen lässt.
Was das alles ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag über die EasyFree Organic All-In-Three +*.
Der Stoffwindel-Shop Baby´s Natur* hat unsere Kinder (unterschiedliche Größen und Bedürfnisse) mit dieser Windel ausgestattet. Nach einem ausgiebigen Test von zwölf Monaten findet ihr hier nun unseren Stoffwindelcheck, geschrieben von Julia Rose.
Beeindruckende 29 Jahre arbeitet Popolini schon daran, die Stoffwindel wieder zur Selbstverständlichkeit am Wickeltisch zu machen:
„Die Pfeiler unseres Erfolges lassen sich leicht erklären: Unsere gesunden und langlebigen Produkte zu fairen Preisen sind aufregend und einfach – ideal für den richtigen Start ins Leben.“
Besonders hervorzuheben ist der eiserne Wille, maximal haut- und umweltverträgliche Stoffe zu verwenden. Ihre Produkte sind nicht nur in Europa gefertigt, sie tragen auch die wichtigsten unabhängigen Siegel, die Schadstofffreiheit, Umweltkriterien und fairen Handel sicherstellen. Dieser hohe Standard wird seit Gründung als Firmenethos bis heute getragen. Mehr dazu hier. Genau so machen Stoffwindeln für unsere Kinder und die Umwelt Sinn!
Eine All-In-Three Windel besteht immer aus drei Teilen:
Eine formgebende Außenwindel, eine Innenwindel mit Nässeschutzfunktion und dem austauschbaren Saugmaterial.
Das All-In-Three-System macht am wenigsten Wäsche unter den verschiedenen Stoffwindelsystemen. Bei einer gut sitzenden AI3 (in der richtigen Größe) muss man oft nur die Saugeinlage waschen, ggf. auch mal die Innenwindel.
Die Außenwindel bleibt in der Regel sauber und man snappt einfach eine neue Innenwindel ein oder wechselt eben nur die Saugeinlage aus. Stoffwindeln aus dem All-In-Three-System sind immer Mehrgrößenwindeln, sodass man über die gesamte Wickelzeit mehrmals in die nächstgrößeren Windeln investieren muss. Dafür sitzen sie dann aber auch passgenauer am Kind. Das Windelpaket fällt eher schmal aus, dadurch bietet die Innenwindel aber auch nicht so viel Platz für Saugmaterial wie eine normale Überhose und ist für längere Wickelintervalle eher nicht geeignet.
Die Innenwindel hat die Form einer schmalen Wanne, in die das Saugmaterial eingeknöpft oder gelegt wird. Das Kind spürt Nässe nur im Ausscheidungsbereich. Die Windel saugt also nur da, wo es wirklich sein muss und lässt durch den wirklich kleinen anliegenden Bereich eine große Bewegungsfreiheit zu. Die Wannen bestehen allgemein entweder aus PUL oder gefetteter Wolle.
An dieser Stelle nun zur Besonderheit der EasyFree von Popolini, dem „+“. Denn ein weiterer Bestandteil der AI3 von Popolini ist das W-free-Bauchband (neuerdings ist dieses weicher und dehnbarer als unsere gestestete Version). Dieses macht aus der All-In-Three gleichzeitig eine Abhaltewindel. Mehr Bilder zum W-free-Bauchband sind weiter unten zu finden.
Alle von Popolini verwendeten Baumwollstoffe sind GOTS-zertifiziert, der PUL der Wanne ist OEKO-Tex-zertifiziert und damit hat auch die gesamte Windel eine OEKO-Tex-Zertifizierung.
Die Außenwindel ist eine Baumwollüberhose aus 100% Biobaumwolle (kein Nässeschutz) und dient als Tragesystem für die Innenwindel. Es gibt sie aktuell in drei verschiedenen Verarbeitungsvarianten des Außenstoffes (Feinripp, Interlock und Popeline) und in verschiedenen, schönen Designs. Die Außenwindel wird mit Klettverschlüssen in der Bundweite verstellt und verschlossen. Dabei schließt der Klett von vorne nach hinten. Gegenkletts zum Waschen gibt es nicht. Zur Wäsche schließt man die Außenwindel einfach auf der weitesten Einstellung und gibt sie so in die Maschine. Hier arbeitet Popolini derzeit an einer Lösung, so dass es zukünftig Gegenkletts an der Außenwindel geben wird. Die Außenwindel ist sehr weich und flexibel und auch die Beinbündchen sind anschmiegsam und elastisch.
Die Innenwindel (100% Polyester mit Polyurethanbeschichtung, OEKO-TEX-zertifiziert) wird in die Außenwindel eingesnappt. Vorne und hinten befinden sich jeweils zwei Druckknöpfe zur Befestigung. Der PUL ist etwas dicker und wirkt stabil, gleichzeitig ist er flexibel und passt sich gut an die Bewegungen des Kindes an, ohne dass die Wanne ihre Passform verliert. Die Innenwanne sitzt gut am Kind und schließt passend in der Leiste ab. Sie ist in der Größe nicht verstellbar. Und pssst: Es wird diesen Herbst wohl eine Woll-Variante der Innenwanne geben: Wolle aus Deutschland, mulesingfrei und kbT!
Das besondere Detail an der Außenwindel ist das W-free-Bauchband, welches mittels kleiner Häkchen (ähnlich einem BH-Verschluss) eingehakt werden kann. Somit kann die Windel einfach heruntergeklappt und das Kind abgehalten werden. Anschließend kann man, bei Bedarf, die Saugeinlage austauschen und dann die Windel einfach wieder hochklappen, ohne komplett neu zu wickeln. Gerade für Kinder, die sich nicht gerne wickeln lassen, eine echte Erleichterung! Das Bauchband an unseren Testwindeln ist aus 100% Biobaumwoll-Twill. Es ist nicht dehnbar und das Material fühlt sich eher fest an. Hier haben wir den Vorschlag gemacht, ein weicheres, flexibleres Material zu verwenden. Das fand Popolini auch und daher sind die neuen Windeln bereits mit dem elastischen und weichen Bündchenstoff (100% Baumwolle und 5% Elasthan, GOTS-zertifiziert) ausgestattet. Auf jeder Seite sind drei Häkchenpaare zur Größenanpassung angebracht. Im Video seht ihr das überarbeitete Bauchband:
Die mitgelieferten Einlagen können in die Wanne eingesnappt werden (auf dem nachfolgenden Bild siehst du die Einlagen in Gr. L, Gr. M und den Booster). So bleibt beim Abhalten alles an seinem Platz. Aber auch Einlagen ohne Snap-Funktion haben einen guten Halt und verrutschen nicht. Füllt man die Innenwanne mit der mitgelieferten Einlage und einem zugehörigen Booster, bleibt für Muttermilchstuhl noch ausreichend Platz. Landet Stuhlgang von größeren Kindern doch mal in der Windel, kann es passieren, dass der Platz nicht ausreicht. Das Dilemma Saugvolumen (bzw. Platz für Ausscheidungen) vs. Windelgröße gibt es bei allen AI3-Systemen und ebenso bei Abhaltewindeln (diese werden vorrangig als Backup und nicht zum „reinmachen“/als Klo genutzt).
Eine AI3-Windel sitzt immer mehr auf der Hüfte als z. B. Überhosen, die eher „high-waist“ geschnitten sind. Für manche Kinder kann das deutlich angenehmer sein, da nichts auf den Bauch drückt. Wichtig ist, dass der Intimbereich abgedeckt wird und aus der Wanne kein Material heraus schaut. Besonders bei Jungs ist es wichtig, dass der Penis mittig und nach hinten geklappt unter der Innenwanne liegt. Braucht man in der vorderen Pipizone besonders viel Saugkraft, kann man in die Einlagen in Gr. M und Gr. L super mit einem Booster in Gr. S nur im vorderen Bereich verstärken und hinten bleibt die Windel schlank.
Die EasyFree+ ist eine Mehrgrößenwindel. Demensprechend gibt es nicht eine Windel für den gesamten Wickelzeitraum, sondern man braucht mehrere Größen über die gesamte Wickelzeit. Das soll eine optimale Passform gewährleisten. Wir haben mit unseren Kindern die Windeln in allen Größen getestet. Durch den Klett ist die Bauchweite stufenlos verstellbar und auch das Bauchband hat drei Verstellmöglichkeiten zur Anpassung an das Baby.
Die EasyFree+ gibt es in den Größen S ( ~2,5-5 kg), M (~5-10 kg) und L (~9-15kg) zu kaufen. Wie einige andere vergleichbare alle AI3-Systeme ist sie eher schmal geschnitten. Die Windel sitzt insgesamt eher hüftig und ist in der Leibhöhe etwas kürzer geschnitten als AI3 Windeln anderer Marken. Sie fällt in den Größen S und M eher klein aus und ist gut für schlanke bis „normal“ gebaute Kinder geeignet. Größe L fiel im Vergleich deutlich größer aus und wir hatten in der passenden Gewichtsklasse noch viel Luft. Das Bauchband ist relativ knapp bemessen (Erfahrungsstand altes Bauchband, die neuen Windeln haben ein dehnbares Bauchband). Möchte man dieses nutzen, ist die Passform nur für schlankere Kinder gemacht. Gerade bei sehr kleinen Babys, die noch Blähungen plagen, kann der Gürtel so ein unangenehmes Druckgefühl auslösen. Meinem Sohn (mit ca. 11 Monaten) war das Bauchband (Windel in Gr. M) zu fest. Wir haben die Windel dann gern ohne Bauchband genutzt. Mit dem neuen, elastischen Bauchband sollte diese Einschränkung zukünftig aus der Welt sein.
TIPP: Da die Innenwindel nicht größenverstellbar ist, kann man die Übergänge zwischen einzelnen Größen gut überbrücken, indem man z. B. die größere Innenwanne in die kleinere Außenwindel snappt. Also wird Gr. S bei der Außenwindel zu knapp, kann man die Außenwindel in Gr. M in Verbindung mit der Innenwindel in Gr. S nutzen, bis auch die größere Innenwindel gut sitzt. Die Außenwindel in Gr. L kann bis ca. 18 Monate in Kombination mit der Innenwanne in Gr. M getragen werden, bis auch die Innenwanne in Gr. L eingesnappt wird. Daran sieht man, dass die Windel durchaus für einen langen Zeitraum geeignet ist. Natürlich ist dies immer individuell und abhängig von der Statur des Kindes.
Die mitgelieferte Saugeinlage von Popolini besteht außen aus 100% Biobaumwollfrottee. Durch die Frotteeschlingen wird die Saugfläche vergrößert und damit auch das Saugvolumen. Gleichzeitig bleibt flüssiger Stuhl besser an ihnen haften. Der innere Saugkern besteht aus einem Viskose-Polyester-Gemisch (50% Polyester, 50% Viskose). So entsteht eine saugstarke und pflegeleichte Einlage. In unserem Saugvolumencheck hat die Einlage in Gr. M 130 ml Flüssigkeit aufgenommen. Für mehr Saugkraft gibt es passende Booster (gleiche Materialzusammensetzung wie die Einlage), die durch eine schmale Öffnung am unteren Ende der Einlage eingeschoben werden können. Auf der Unterseite der Einlage befinden sich zwei Druckknöpfe, mit denen die Einlage mit der Innenwanne fest verbunden werden kann. Auf den ersten Blick ist die Saugeinlage etwas länger als die Innenwanne. Die Einlage ist eher fest und wirkt weniger flexibel, besonders, wenn noch der Booster eingeschoben ist. Gleichzeitig entsteht so die typische Wannenform, wenn die die Innenwanne gefüllt ist, die sich gut ans Kind anpasst und für einen guten und dichten Sitz sorgt. Im Praxistest ist die Windel kaum ausgelaufen. Pipi und Muttermilchstuhl blieben in der Windel. Einzig das große Geschäft bei älteren Kindern fand ein paar Mal nicht ausreichend Platz in der Wanne (gefüllt mit Einlage und Booster), sodass hier dann auch die Innenwanne gewechselt werden musste. Die Außenwindeln sind in unserem Praxistest immer unbeschmutzt geblieben.
Hier seht ihr ein paar Beispiele, wie man die Wanne füllen kann:
Durch die Umsäumung der Wanne mit dem Gummi bleiben alle Einlagen an Ort und Stelle und können zum Abhalten genutzt werden, auch ohne eingesnappt zu werden.
TIPP: AI3-Wannen immer so füllen, dass noch eine Wannenform (U-Form) entsteht. Ist die Innenwanne zu voll oder steht das Saugmaterial über, läuft sie schnell aus. Es braucht also Raum für die Ausscheidungen.
Im Vergleich zur Culla di Teby ist die Popolini EasyFree+ etwas kürzer und trägt etwas mehr auf. Die Innenwindel der EasyFree+ formt eine stabilere Wölbung, da die eingenähten Gummis etwas straffer sind als bei der AI3 von Culla di Teby. Bei allen Testkindern hat die Windel von Popolini weniger Abdrücke hinterlassen als beim Vergleichsmodell. In Größe L ist die Popolini allerdings etwas länger als die Culla in L (siehe Bild ganz rechts).
Weitere AI3-Modelle im Stoffwindelcheck:
Culla di Teby
Windelmanufaktur
Sausekind
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