Jede Wollüberhose braucht Saugmaterial – logisch! Nur welches, wie viel und in welcher Reihenfolge? Im folgenden Artikel findet ihr zu Beginn das wichtigste Naturmaterial-Basiswissen, gefolgt von Praxistipps inklusive Videos zum Falten und Anlegen.
Einlage: Überhose: Wollsnaps/klett Baby: Fester Stuhl, schnell zu wickeln
Höschenwindel: Überhose: Perfekt für Wollschlupf teilweise auch Wollsnap/Klett wenn die Überhose breit geschnitten ist oder die Höwi schmal, Baby: gerade bei Vielpinklern und flüssigem Stuhl perfekt
Mullwindel ums Kind wickeln Überhose: Wollschlupf und Wollsnaps/Klett, sehr günstige Alternative zur Höschenwindel, Baby: Optimal für flüssigen Stuhl und die ersten Lebensmonate, danach sind die Kinder oft zu beweglich – Höschenwindel und Einlage folgen dann bis zum Ende der Wickelzeit
Welche Naturstoffe eignen sich als Saugmaterial?
Baumwolle
Eigenschaften: Langlebig, kostengünstig, sehr saugschnell, gut nässespeichernd, atmungsaktiv, wärmedurchlässig, teilweise bei bis zu 95° C waschbar. Eignet sich besonders gut als oberste Schicht, direkt am Po – das Pipi läuft nicht beim ersten Schwall in die Bündchen. Baumwolljersey saugt am schnellsten und verteilt die Nässe zügig im Einlagenbereich, sodass sich die Windel gleichmässig vollsaugt.
Ökologie: Konventionell angebaute Baumwolle ist leider alles andere als ökologisch. Lieber einpaar mehr Euro ausgeben und auf Biobaumwolle setzen.
Saugauflage
Saugauflage
Thirsties Cotton Doublers* (3 Grössen) als dünne Saugauflage für Schwallpiesler. Sie ist in drei Größen erhältlich und eignet sich für Neugeborene genauso wie für Kinder die schon fast trocken sind. Die Saugauflage kann auf jede Windel gelegt werden. Besonders auf Fleecestoffe, da diese die Nässe nicht annähernd so gut verteilen wie Jersey.
Prefolds (meist 3 Grössen) sind vernähte Mulltücher, die einem das Falten ersparen, etwas langsamer trocknen und durch das Mehrgrössensystem nicht ganz so individuell anpassbar sind, wie Mullwindeln. Der Mittelteil der Einlage ist meist doppelt vernäht (Hauptnässezone). Man kann sie als Steg in eine Überhose legen oder in den ersten Lebensmonaten mit einer Windelklammer ums Kind Wickeln.
Nach zahlreichen Mullwindeltests haben sich für mich zwei unverzichtbare Mullwindeln herauskristallisiert, wenn man von Geburt bis zum Trocken werden optimal und ökologisch ausgestattet sein möchte:
Perfekt abgestimmt auf die Bedürfnisse von Neugeborenen: Super flauschig, GOTS zertifizierte Biobaumwolle, ungebleicht und kleiner als herkömmliche Mullwindeln (65 * 65 cm. Eingewaschen (kann variieren) 61 cm * 56 cm). Trotzdem kann man sie später auch prima als saugstarke Einlage nutzen.
Extrem Saugstark (Maximales Aufnahmevolumen im Windelcheck bei 480 ml), ungebleicht, ungefärbt, GOTS zertifizierte Biobaumwolle auf einem optimalen Größenmaß bis zum Trocken werden (70 * 70 cm. Eingewaschen (kann variieren) 67 * 70 cm).
Video Mullwindel zum Dreieck mit Steg falten: Klick!
Höschenwindeln aus reiner Baumwolle speichern weniger wie z.B. Hanf-Baumwollmixmaterial. Man boostet sie für nachts am besten mit Hanfeinlagen. In der Neugeborenenphase sind sie allerdings auch ohne Hanfbooster ausreichend, wer also in der ersten Zeit keine Lust und Energie hat, Mullwindeln zu falten – besonders Nachts – dem seien die Höschenwindeln von Windelzauberland* (circa 10 Stück) empfohlen. Die Höschenwindel (Höwi) muss nicht gefaltet werden, sondern wird einfach ums Kind gelegt und geschlossen. Man benötigt also keine Windelklammer. Die Höwi integriert mehrere Saugschichten und ist aus butterweichem Baumwollflanell.
Hanf
Eigenschaften: Sehr langlebig, robust und bis 60°C waschbar. Weich wird Hanf, indem man ihn kurz in den Trockner steckt oder/und mit Entkalker wäscht. Saugt langsam aber sehr viel und eignet sich als unterste Schicht in der Windel. Quasi der natürliche Superabsorber. Hanfjersey dagegen kann oft auch ganz oben benutzt werden, da die Jerseystruktur das Pipi schnell weiterleitet. Hanffleece nutzt man am besten ganz unten, es saugt sich nicht so schnell in die Breite voll wie Jersey, sondern eher in die Tiefe. Die Windel wird nicht ganz ausgenutzt und in der Mitte schwer. Also: Baumwolljersey auflegen! Hanfstoffe für Stoffwindeln sind immer Mischfasern (Baumwollmix). Der Hanfanteil kann varriieren und somit auch die Eigenschaften. Generell braucht Hanf zum Trocknen etwas länger wie Baumwolle.
Ökologie: Hanf gilt als die ökologischste Faser, da sogar der konventionelle Anbau kaum Pesizide benötigt. Dennoch gibt es auch Biohanfstoffe, denn auch hier sollte der Baumwollanteil möglichst pestizidfrei angebaut worden sein.
Saugeinlagen
Saugeinlagen:
Der natürliche Superabsorber namens Hanffleece ganz unten in der Windel. Die besten Erfahrungen habe ich mit den Einlagen vonEllasHouse * gemacht. Perfekte Größe auch um All-In-Ones zu boosten, genau die richtige Dicke und anatomisch geformt.
Saugstark und saugschnell (also auch als oberste Schicht geeignet) ist Hanfjersey, sehr empfehlenswert sind hier GeffenBaby-Prefolds.
Tücher
Tücher:
Sagenhafte Hanftücher, die wie eine Mullwindel benutzt werden können, aber mehr saugen und um einiges dünner sind, gibt es von HempBabies.
Höschenwindeln
Höschenwindeln:
Höschenwindeln aus Hanf sind unglaublich saugstark und schmaler wie die Konkurrenz aus Mikrofaser. Oft wird beklagt, dass sie nach mehrmaligem Waschen zu hart werden. Dies kann man vermeiden, indem man Entkalker zur Wäsche gibt (macht weich und noch sauberer) und die Windeln für eine kurze Zeit in den Trockner gibt, wenn man Energie sparen will (eine kleine Runde im Trockner genügt und sie sind super weich). Also kein Grund auf diese Windeln zu verzichten. Für tagsüber empfehle ich eine schmale Höschenwindel, nachts dann eine breit geschnittene mit viel Platz für Saugmaterial.
1. Responsible Mother * (tagsüber) in Kombination mit einer Baumwolljerseyauflage zum schnellen Saugen ganz oben auf der Windel
2. BabeeGreens (nachts) eine extrem saugfähige Nachtkombination, saugt bis zu 600 ml in Kombination mit GeffenBaby Prefolds
Bambus (eingeschränkt)
Eigenschaften: Bambus saugt angeblich um ein Vielfaches mehr wie Baumwolle, meine persönliche Erfahrung ist jedoch, dass der Vorsprung von Bambus nicht so gravierend ist. Dennoch macht er besonders bei Saugeinlagen und Höschenwindeln eine gute Figur, er saugt etwas langsamer als Baumwolljersey, aber deutlich schneller als Hanf. Auch ist er nach vielen Waschgängen oft auch ohne Entkalker und Trockner noch relativ weich. Ich nutze ihn gerne als Booster, als Mittelschicht in einer Baumwoll-AIO oder als schmale und saugfähige Tageshöschenwindel. Waschbar bis 60°C.
Ökologie: Bambus an sich ist super ökologisch im Anbau, allerdings muss man das Material chemisch aufspalten und einen Faden spritzen. Der Chemikalienabfall der dadurch entsteht, ist nicht zu verachten. Deswegen von mir nur eine eingeschränkte Empfehlung. Man kommt auch mit Biobaumwolle und Hanf super über die Runden.
Saugeinlagen
Saugeinlagen:
LittleLamb Bambusbooster* in Gr. 1 passt in jede All-In-One und verlängert die Tragezeit. Gr. 2 eignet sich eher für Nachtwindeln.
Tücher
Tücher:
Die XKKO Bambusmullwindeln* saugen im Größenverhältnis zu Baumwolle etwas mehr, aber weniger als das Hanftuch und sind uns beim Waschen etwas verzogen, laut Hersteller dürfen sie auch nur bis 40° C gewaschen werden. Hier also nur eine bedingte Empfehlung.
Die Sloomb hat im Gegensatz zur Thirsties ein einreihiges Verschlusssystem und eignet sich genauso gut als unkomplizierte, weiche Tagwindel. Auch sie hat einen eigenen Windelcheck.
Wolle
Eigenschaften: Die Eigenschaften von Wolle als reine Saugeinlage sind im Vergleich mit den anderen drei Materialien oben nicht so überzeugend. Dafür kann sie aber zwei ganz andere Dinge: Vor Nässe schützen und sich trocken anfühlen. Wolle kann bis zu 30% Ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne diese weiter zu transportieren oder sich feucht anzufühlen. In die Überhose eingelegt, sorgt eine Wolleinlage so für den Temperaturausgleich und ein gesundes atmungsaktives Klima.
Ökologie: Die Herstellung von Schurwolle ist schafsache 😉 , die Wolle wird geschoren (Schurwolle), gewaschen, gekämmt und versponnen. Die Bezeichnung kbT (kontrolliert biologische Tierhaltung) auf dem Waschzettel garantiert, dass die Haltung der Schafe einigermaßen artgerecht von statten geht und auf qualvolles Mulesing verzichtet wurde.
Einlage als zusätzliche Nässebarriere
Einlage als zusätzliche Nässebarriere:
Wer Wolleinlagen als unterste Schicht in Wollüberhosen legt, kann sich zusätzliche Fettaktionen meist sparen. Noch dichter werden die Zusatzeinlagen, wenn man sie einfach mit ins Fettbad der Wollüberhose legt. Perfekt dazu geeignet sind die Nässeschutzeinlagen aus Wollwalk von Lanael. Sie haben die optimale Größe für Wollsnapüberhosen, man kann sie aber auch in jede andere Windel einlegen. Besonders nachts sind sie sehr hilfreich, da hier über längere Zeit Druck auf die Windel ausgeübt wird und sich so manchmal Feuchtigkeit durchsetzen kann. Die Einlage aus gewalkter Wolle ist hier eine super Lösung.
Einlage für ein trockenes Windelgefühl
Einlage für ein trockenes Windelgefühl:
Wenn das Kind nachts unruhig ist und die Nässe in der Windel als unangenehm empfindet, gibt es zwei Möglichkeiten: Abhalten – also das Kind in Wiegeposition über ein Töpfchen halten oder es in Hockposition (größere Kinder) über ein ähnliches Gefäß halten. Wenn das Kind sich aber dagegen wehrt und sich mit der ganzen Abhaltesituation nicht wohlfühlt, kann man eine weiche Wolleinlage als oberste Schicht an der Haut verwenden – das Kind spürt so die Nässe kaum. Die Wolleinlage von Wolwikkel Amsterdam ist sehr sehr weich und lässt das Pipi weiter zu den Saugeinlagen (Achtung: Diese Einlage sollte entfettet sein, sonst perlt das Pipi ab und die Windel kann auslaufen). Wenn man diese Einlage fettet, kann man sie auch als Nässeschutz ganz unten in der Windel verwenden, allerdings ist sie nicht ganz so dicht wie die Variante aus Wollwalk von Lanael.
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