Viele Menschen sehen Baumwolle als natürliche, umweltfreundliche Alternative zu synthetischen Fasern. „Natürlich“ bedeutet jedoch nicht automatisch „nachhaltig“. Gerade bei konventioneller Baumwolle gibt es erhebliche ökologische Herausforderungen: Der Anbau verbraucht enorme Mengen an Wasser und Pestiziden – für ein einziges T-Shirt werden etwa 2.700 Liter Wasser benötigt. Insektizide und Kunstdünger belasten dabei Böden und Grundwasser.
Biologische Baumwolle hingegen wird ohne synthetische Pestizide angebaut und folgt strengen Umweltauflagen. Die Frage „Ist biologische Baumwolle wirklich nötig?“ berührt daher einen wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit in der Textilindustrie.
Eigenschaften von Baumwolle
Baumwolle ist für Stoffwindeln und Babykleidung ein sehr beliebtes Material, denn sie ist sehr langlebig und günstig. Stoffwindeln werden durch sie saugschnell und nässespeichernd. Nässe macht Baumwolle noch reißfester, das heißt in der Waschmaschine fühlt sich die Baumwolle recht wohl, dennoch geht sie beim Waschen etwas ein.
Wenn der Stoff farbecht ist, kann er sogar gekocht werden, um eventuelle Keime komplett zu tilgen. Auch interessant zu wissen: ungebleichte Baumwolle saugt tatsächlich besser. Weiterhin ist er atmungsamtiv, isoliert Wärme aber kaum. Ein qualitativ hochwertiger Baumwollstoff fühlt sich an Babys Haut sehr weich an.
Herstellung der Baumwolle
Die Herstellung ist leider nicht ganz unproblematisch, denn konventionell angebaute Baumwolle benötigt starke Pestizide. Da es sich um eine tropische Pflanze handelt, ist viel Wasser sowie ein besonders warmes Klima unabdingbar.
Weiterhin stammen 95% der weltweit gehandelten Baumwollsamen von riesigen Unternehmen, die auch Genmanipulation betreiben und Saatgut „privatisieren“. Die Bauern leiden unter Knebelverträgen und die Monokulturen laugen die Böden aus.
Weitere Fakten zur konventionellen Herstellung
- 16% aller Insektizide und 10% aller Pestizide werden weltweit für den Baumwollanbau genutzt
- 77 Millionen Feldarbeiter erkranken jährlich durch den Kontakt mit Pestiziden
- 83% des Stickstoffdüngers geht am Ende in die Umwelt
Darüber hinaus gibt es keinerlei verpflichtende Kontrollen was den Einsatz von Färbemitteln und anderen Chemikalien angeht. Es ist schlicht und einfach egal und willkürlich. Flüsse und Böden tragen hier die Hauptlast.
Außerdem können giftige Farben durch die Haut aufgenommen werden, gerade für Babys ein möglicher Allergieauslöser.
Welche Alternativen gibt es?
Bewusster Kauf durch Zertifizierungen:
- GOTS (Global Organic Textile Standard) – höchster Standard
- IVN Best (Internationaler Verband Naturtextil)
- Fair Trade – garantiert faire Arbeitsbedingungen
- Oeko-Tex Standard 100 – schadstoffgeprüft
„Weniger ist mehr“ beim Windelsystem:
- Clever kombinieren: 20-25 Windeln reichen meist
- Qualität statt Quantität: Lieber wenige hochwertige Stücke
- Second Hand kaufen und weitergeben
- Verschiedene Größen vermeiden durch mitwachsende Systeme
Praktische Tipps zum Etiketten lesen:
- Materialzusammensetzung prüfen
- Nach Herkunftsland schauen
- Pflegehinweise beachten
- Zertifizierungen vergleichen
Der Siegeldschungel bei Naturtextilien
Im wachsenden Markt für nachhaltige Textilien ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Drei Siegel stechen jedoch durch besonders strenge Kriterien hervor:
Die Top-Zertifizierungen im Überblick:
- kbA (kontrolliert biologischer Anbau)
- Grundlegende Bio-Zertifizierung für den Rohstoffanbau
- Kontrollierte Anbaumethoden ohne synthetische Pestizide
- Fokus auf landwirtschaftliche Aspekte
- GOTS (Global Organic Textile Standard)
- Weltweit führender Standard für nachhaltige Textilien
- Deckt die gesamte Produktionskette ab
- Strenge ökologische und soziale Kriterien
- Naturtextil IVN Best
- Höchster Standard im deutschsprachigen Raum
- Noch strengere Anforderungen als GOTS
- Besonders umfassende Kontrollen
Was Bio-Baumwolle garantiert:
- ✓ Vollständiger Verzicht auf giftige Pestizide
- ✓ Drastische Reduktion der Treibhausgasemissionen (bis 94%)
- ✓ Regelmäßige unabhängige Kontrollen der Betriebe
- ✓ Strenge Sozialstandards (keine Kinder- oder Zwangsarbeit)
- ✓ Umweltschonende Abwasserbehandlung
Diese Standards gewährleisten nicht nur ein schadstofffreies Endprodukt, sondern auch faire Arbeitsbedingungen und Umweltschutz entlang der gesamten Produktionskette.
Was bedeuten die Siegel wirklich?
Sogenannter „Organic Cotton“ ist allerdings kein geschützer Begriff und ist ähnlich einzustufen wie „Bio“ oder „Öko„, was den Textilbereich angeht. Diese Begriffe sind in Deutschland nur im Lebensmittelbereich geschützt und treffen keine garantierte Aussage über Anbau oder Verarbeitung des Textils.
Wichtig ist hier das Produktionsland: Interessant zu wissen ist, dass Biobaumwolle aus den USA einen national gültigen Standart (NOP = National Organic Program) hat und somit, im Gegensatz zu Deutschland, ein geschützter Begriff ist.
Bei der Angabe kbA (kontrolliert biologischer Anbau, oder auch BIO nach EG-Öko-Verordnung) bezieht sich der Baumwollanbau auf den Kriterienkatalog des ökologischen Landbaus. Die Betonung liegt hier auf Anbau! nicht Verarbeitung. Sie kann biologisch sein, es ist aber keine Voraussetzung, um diese Bezeichnung zu erhalten.
Strenger ist das GOTS Siegel, ein international etablierter Standard. Hier werden ALLE Produktionsstufen zertifiziert (also vom Feld bis zum Shop). Mindestens 70% der Fasern des Textilstücks müssen bio-zertifiziert sein. GOTS ist nicht nur ein Umwelt-, sondern auch ein Sozialsiegel.
Weltweit sind über 3.663 Unternehmen zertifiziert (Stand: November 2015). Diese Zahl hat sich mittlerweile fast verdreifacht. 2021 – zum 20-jährigen Jubiläum – waren 12.338 Unternehmen in 79 Ländern GOTS-zertifiziert. Tolle Infos auf einen Blick gibt es hier: Siegelklarheit GOTS.
Das verlässlichste und strengste deutsche Siegel für Textilien ist Naturtextil IVN zertifiziert BEST. In vielen Punkten anspruchsvoller als das GOTS Siegel. Das Gewebe muss beispielsweise zu 100% aus Naturfasern bestehen, die aus kontrolliert biologischem Anbau sein müssen. Siegelklarheit IVN siehe hier.
Generell gilt bei allen drei: Hier haben zuerst mal die Bauern das Sagen und nicht der Großkonzern. Eine Mischkultur ist obligatorisch. Allergene, krebserregende Stoffe oder giftige Rückstände sind in GOTS zertifizierter Kleidung verboten.
Aber: Die Kriterien betreffen leider nicht konsequent alle Bereiche wenn kbA, organic cotton oder bio drauf steht: Weiterverarbeitung und Soziales sind hier nicht unbedingt mit inbegriffen, hier wäre es toll, wenn man Hersteller nach den Kriterien befragt.
Was bedeutet das für Stoffwindeln und die Babykleidung?
„Organic Cotton“ ist ja relativ häufig im Bereich der Stoffwindeln zu lesen. Dies ist schon mal ein prima Schritt in die richtige Richtung und auf jeden Fall konventioneller Baumwolle vorzuziehen. Leider ist oft nicht klar, wo die Biostoffe hergestellt wurden und welche Kontrollgremien hier nach dem Rechten sehen.
Somit wäre es wünschenswert, wenn sich mehr Hersteller dazu bereiterklären, GOTS zertifizierte Stoffe zu verarbeiten oder ein anderes Siegel verwenden, bei dem man selbst nachsehen kann, was dahinter steht.
Leider liegt der Anteil biologischer Baumwolle (ob nun ohne oder mit Siegel), weltweit bei unter 1%!!
Woher bekomme ich Windeln aus Biobaumwolle (eine Auswahl)
- Smart Bottoms All-In-One
- Blueberry All-In-One
- Blueberry Econappi Pocket
- Culla di Teby All-In-Three
- BumGenius Elemental All-In-One
- Avo&Cado Prefolds
- Disana Mullwindeln
- Blümchen Bioline
- Weitere folgen!
Woher bekomme ich Baby- und Kinderkleidung aus Biobaumwolle (eine Auswahl)
Quellen:
[…] Material besteht auch lediglich aus diesen zwei Komponenten: Außen 100% PUL, innen 100% GOTS zertifizierte Biobaumwolle. Angebaut in Indien und in den Niederlanden überprüft. Der komplette Verarbeitungsprozess findet […]
[…] sondern sie kann sich die nässeschützende Wirkung durch die Wanne sparen und besteht aus Baumwolle und etwas Elastan. Es ist wirklich schön, das Baby auf dem Arm zu halten und kein Plastik zu […]
[…] mitgelieferte Biobaumwoll-Einlage (100%) saugt sich im inneren der Windel nach und nach voll (Mehr Infos zu Biobaumwolle hier). Waschbar ist die Windel ganz einfach bei 60°C und kann bei mittlerer Stufe in den Trockner […]
[…] Der Stoff öffnet sich durch die Waschgänge (raut auf) und ist so leitfähiger (mehr Infos zu den Eigenschaften von Baumwolle findest du hier). Wenn der Stoff auf der Innenseite noch nicht eingewaschen ist, perlt die Flüssigkeit einfach ab […]
[…] eine Einlagenkombination aus Hanfprefold und Waschlappen aus GOTS-zertifiziertem Baumwollfrottee (mehr Infos zu GOTS hier) empfohlen. Wie wir die Windel tagsüber befüllen, habe ich bereits geschildert. Ich greife auch […]
[…] Wer mehr über die Eigenschaften und Anbauarten von (Bio)baumwolle erfahren möchte, liest am besten hier weiter. […]
[…] verarbeiteten Materialen sind Oeko-Tex und die Biobaumwolle GOTS zertifiziert. Sogar der verwendete Bambus ist biologisch angebaut: keine Gentechnik und keine […]
[…] Mullwindel oder eine Prefold in die Tasche stopfen. Bea hat nun auch Bio-Mullwindeln (80*80 cm, GOTS zertifiziert) im Sortiment, die sich ausgezeichnet als Einlage eignen. Sie ist sehr leicht (102g/qm) und lässt […]
[…] Prefolds , sie sind aus Biobaumwolle, saugen super und müssen nicht umständlich gefaltet […]
[…] unbedingt auf Zertifikate geachtet werden. Deshalb bei Baumwolle auf Bioqualität setzen (Siegel: kbA = kontrolliert biologischer Anbau ohne Pestizide, besser noch GOTS), und bei Wolle unbedingt […]