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Expertise und Elan für gute Stoffe
Das vierte Unternehmen im Green-Business Blogpost ist ein junges Label aus dem Norden Deutschlands: Julicia – Wollüberhosen, Saugmaterial und Kleidung aus Bio-Materialien. Der Weg von Alicia Bode ist spannend und zeigt ihre starke Faszination für Stoffe, die sie zu einem Vorbild im Bereich biozertifizierte Stoffwindeln und Zubehör gemacht hat. Wir freuen uns, ihre Geschichte hier vorstellen zu dürfen.
Über Julicia
In der Stoffwindelwelt zählt Julicia zu den jüngeren Labels. Seit Juli 2019 stellt Alicia Bode Wollüberhosen her. Inzwischen haben sich Trainer und Abhaltewindeln aus Wolle dazugesellt. Mit im Sortiment des norddeutschen Start-ups sind zudem verschiedenes Saugmaterial, Wickelaccessoires und Produkte zur Pflege von Wolle wie Wollwachsseife und Bio-Wollwachs. Außerdem ergänzen Baby- und Kinderkleidung das Portfolio – alles erhältlich über den Online-Shop und seit Februar 2021 zudem im Ladengeschäft mit Näherei in Norderstedt (Schleswig-Holstein). Dort kann man direkt beim Nähen zuschauen. Mittlerweile beschäftigt Julicia sechs Mitarbeiterinnen. Das Label ist seit Mai 2021 GOTS-zertifiziert.
Was heißt überhaupt GOTS? Der Global Organic Textile Standard ist eines der bedeutendsten Siegel für Unternehmen, die biologisch erzeugte Naturtextilien herstellen und verarbeiten. Ziel ist es, einen weltweit einheitlichen, kontrollierbaren, sozialen und ökologischen Standard aufzubauen und zu gewährleisten. Dieser bezieht sich auf die gesamte Produktions- und Lieferkette von Textilien und macht diese transparent. Textilien müssen zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, um eine GOTS-Zertifizierung zu bekommen. Ab 95% Bio-Anteil wird der Zusatz „organic“ verliehen. Der Standard deckt Herstellung, Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung, Handel und Vertrieb aller Textilien ab. Außerdem müssen in den Textilien enthaltene chemische Stoffe bestimmte Kriterien zur Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit erfüllen. Daneben gilt es soziale Kriterien auf Grundlage der Kernnormen der Internationalen Arbeitsorganisation einzuhalten.
Interview
Viele deiner Follower auf Social Media kennen dich noch als „Alicia und die Stoffwindeln“ und als Autorin von Stoffwindelguru. Wie viel davon steckt in Julicia?
Viel [lacht]. Ich bin zwar nicht mehr als Stoffwindelberaterin und als Autorin von Stoffwindelguru tätig, möchte aber meinen Followern auf Social Media weiterhin Beiträge mit Mehrwert bieten und gebe daher gerne mein Wissen weiter. Wer in meinen Laden kommt, kann auch eine Beratung zu meinem Windeln bekommen. Hierfür sollten Interessierte jedoch vorher einen Termin vereinbaren und gegebenenfalls eine Begleitperson fürs Kind mitbringen. Das ersetzt jedoch keine umfassende Beratung zum Wickeln mit Stoff. Ich sehe uns Hersteller in der Verantwortung, nicht nur schöne Produkte anzubieten, sondern der Kunde sollte wissen, wie er damit umgeht – daher auch das E-Book in Kooperation mit Stoffwindelguru. Als Mutter, die mit Stoffwindeln wickelte, und als ehemalige Beraterin kenne ich viele Produkte, vermisste aber auch bestimmte Produkte – zum Beispiel eine Hanflateinlage mit Baumwoll-Biber. So etwas gab es in dieser Kombi nicht, obwohl man etwas schnell Saugendes auf Hanf braucht. Stattdessen legte man auf Hanfeinlagen einfach Waschlappen. Für Stoffwindelguru durfte ich einige Windeln an meinem Sohn testen und hierbei setzte ich mich intensiv mit den Materialien und deren Herkunft auseinander. Naturmaterialien – möglichst bio – wurden mir immer wichtiger. Stoffwindeln haben mich erst so richtig nachhaltig gemacht.
Hättest du vor drei Jahren gedacht, dein ein eigenes Unternehmen zu führen?
Nein, nicht einmal vor einem Jahr, obwohl es da schon Julicia gab. Erst vor rund zwölf Monaten habe mich dazu entschieden, zu kündigen. Ich habe vor meiner Elternzeit als Storemanagerin bei einer großen Modekette gearbeitet. Und nun bin ich wieder Storemanagerin – diesmal von meinem eigenen Laden. Unlängst kam eine Stoffwindelberaterin in den Laden und meinte, dass ich meinen Traum lebe. So blöd es klingt, beruflich selbständig zu sein, war nie mein Traum und gehörte nicht in meine Lebensplanung. Die Windeln habe ich zunächst zuhause genäht. Doch mit dem wachsenden Sortiment wurde der Platz zu klein und alleine konnte ich die Aufträge nicht mehr stemmen. Seit Februar 2021 habe ich nun einen Laden, wo mich auch Näherinnen unterstützen.
Kaum zu glauben, dass du vor deiner Elternzeit in der Fast-Fashion-Branche tätig warst ….
Tatsächlich kann ich nach dem, wofür ich stehe und woran ich glaube, keine T-Shirts mehr für 3 Euro verkaufen. Gerade weil ich inzwischen weiß, was dahintersteckt – von der Arbeit bis hin zum Material. Das ist einer der Gründe, warum ich nicht in meinen alten Job zurückgehen wollte. Fast Fashion ist nicht mehr mein Weg.
Und seit Juli 2021 darfst du dich über eine GOTS-Zertifizierung freuen. Warum ist dir dieses „Siegel“ so wichtig?
Für mich war von Anfang an wichtig, GOTS-zertifizierte Stoffe zu verwenden – man darf dies aber nicht als solches bewerben. GOTS ist eine Zertifizierung, der man vertrauen kann. Deswegen muss es für den Kunden nachvollziehbar sein – dies ist es nur unter Angabe einer Zertifizierungsnummer. Ich möchte meinen Kunden die Sicherheit geben, die ich als Händler auch von meinen Lieferanten erwarte: Die Produkte sind zertifiziert. Sie sind wirklich Bio und fair. Für unsere Wollstoffe haben wir zum Beispiel einen deutschen Stricker. Wir haben viele deutsche oder zumindest europäische Lieferanten. Mir reicht es nicht, dass die Wolle vom Schaf von der Nachbarwiese stammen könnte, sondern die Wolle soll aus kontrolliert biologischer Tierhaltung sein. Das scheint auch den Kunden viel wert zu sein. Obwohl sie die Herkunft der Wolle hinterfragen, tun sie das beim Lanolin zum Fetten nicht. Nachdem ich Bio-Wollwachs ins Sortiment genommen habe, kam richtig viel Bewegung in die Szene und plötzlich interessierte man sich auch für die Herkunft des Wollwachses. Bewusstsein für etwas zu schaffen, ist schon toll.
Somit ist die Julicia Wollsnap eine der ersten GOTS-zertifizierten Wollwindeln in Deutschland. Wodurch zeichnet sich die Überhose noch aus?
Das Herzstück waren von Anfang an verstellbare Beingummis. Verkleinerungssnaps mochte ich noch nie so wirklich. Außerdem wollte ich immer verstellbare Beingummis, an die man leicht rankommt, ohne die gesamte Windel umstülpen zu müssen. So ist die Idee der Knopflöcher gekommen. Typisch ist auch die schmale Passform der Wollsnap, obwohl sie im vorderen Bereich nicht so schmal ist. Da ich einen Sohn habe und Jungs meist vorne pinkeln, entwarf ich die Überhose so, dass man im vorderen Bereich möglichst viel Saugmaterial reinlegen kann. Zugleich sollte das Windelpaket möglichst schlank sein. Zugute kommen hier die dehnbaren Stoffe beim Außenmaterial (Baumwoll-Jersey) und beim Innenmaterial (Wollstrick/Wollfleece). Als ich anfing, war das eher selten. Die meisten Wollüberhosen waren aus Webware oder sehr groß geschnitten, um über Nachtwindeln zu passen. Ich mag die Haptik von dehnbaren Stoffen, sie schmiegen sich schön an. Außerdem kann ich dehnbare Stoffe für mein komplettes Sortiment, also auch für Kinderkleidung nutzen. Dies macht es für mich einfach, aber auch nachhaltiger.
Wer bei dir bestellt, bekommt die Produkte gerne mal in Lebkuchen- oder Müslischachteln. Was als Gag erscheint, gehört zu nachhaltigen Konzept von Julicia.
Wir wollen nicht nur nachhaltige Produkte schaffen, sondern auch drumherum möglichst nachhaltig agieren. Etwa aus Müll neue Produkte schaffen: Stoffreste werden zu Bodyverlängerungen oder Stilleinlagen upgecycelt. Demnächst kommen Haargummis dazu. Baumwoll-Verschnitt wird zudem seit kurzem von Äffchen und Schneckchen zu Waschlappen und Abschminkpads verarbeitet und dort auch verkauft. Die kleineren Schnipsel gehen sortenrein direkt per Post an ein Textil-Recyclingunternehmen, die daraus Reißwolle bzw. Reißbaumwolle herstellen. Der Umweg über den Altkelidercontainer entfällt.
Meine Mitarbeiterinnen, meine Eltern und die Nachbarn sammeln Schachteln und seit kurzem kooperieren wir mit einem Schuhladen in der Nähe. Inzwischen nutzen wir ausschließlich gebrauchte Kartons.
Was motiviert dich, wie gehst du mit Rückschlägen oder Hindernissen um?
Bei meinem vorherigen Job habe ich gelernt, mich über vieles nicht aufzuregen, Dinge gar nicht erst an mich ranzulassen und das Positive zu sehen. Zudem habe ich schon immer versucht, die Gegenseite zu verstehen, deren Gedanken und Handeln nachzuvollziehen. So kann ich mittlerweile Sachen gut verarbeiten oder einfach zur Seite schieben. Und letztendlich stehe ich hinter meinem Label und den Produkten. Letztere sind immer ein Ansporn – zu sehen was entsteht und was überhaupt möglich ist. Ich habe viele Ideen und sehe Potential für Sachen, die es so nicht gibt.
Worauf dürfen sich Liebhaber von Julicia noch freuen?
In Planung sind Wollüberhosen für größere Kinder. Wir testen aktuell zudem neue Materialien – das wird ganz spannend. Abhaltekleidung soll auch irgendwann ins Sortiment kommen, als sinnvolle Ergänzung zu unseren Abhalteüberhosen.
Das klingt wirklich spannend. Vielen Dank, Alicia, für einen Einblick hinter die Kulissen von Julicia!
Das Interview führte Severine Wahl per Videotelefonie.
In eigener Sache: Der „Green-Business“ Blogpost hat zwei Ziele: Nachhaltig ausgerichtete Unternehmen in den Fokus rücken und die Menschen dahinter mit ihren Ideen für eine grünere Welt sichtbar machen. Zudem stellen diese bezahlten Posts (Anzeige) sicher, dass Stoffwindelguru auch weiterhin kostenlos und rund um die Uhr Stoffwindel-Wissen anbieten kann.
Wenn du auch ein Unternehmen hast, das für das Thema nachhaltigen und ökologischen Konsum steht, dann melde dich gerne unter info@stoffwindelguru.com