Stoffwindeln und Windelfrei im Alltag? Wie sieht das genau aus? Ist das kompliziert? Nervt das auf Dauer? Welches System? Uff…
Um sich das Ganze etwas besser vorstellen zu können, hat Julia im Sommer 2017 aufgeschrieben was sie zu diesem Zeitpunkt nutzten und warum. Nun ist das Kind seit knapp einem Jahr trocken und sie hat den Artikel etwas überarbeitet:
Da wir auch Windeln für den Blog testen und alle Systeme verfügbar sind, verwenden wir alles einbisschen. Dies ist natürlich nicht representativ, man kann auch ausschließlich mit einem System super klar kommen. Deswegen habe ich immer etwas dazu geschrieben, vielleicht findet ihr hier euer passendes System oder euren passenden Stoffwindel-Windelfrei-Mix?!
Info zum Stoffwindelkind: 15 Monate alt, Junge, Viel- & Schwallpiesler.
Von der Nacht in den Tag
Das Nachtwindelpaket ist morgens mächtig vollgesogen. Wir nutzen für ruhige Nächte eine super saugende Höschenwindel mit einer luftigen und nässeschützdenden Überhose aus Wolle, wie die von Disana , eine Fettanleitung gibt es hier.
Unsere all time favorite Höschenwindeln für drunter sind alle aus Hanf-Gemisch:
- BabeeGreens Saugstärkste Nachtwindel aus Naturmatetialien auf dem Markt siehe Höschenwindelcheck
- Windel Bendel unbedingt mit extra Hanfeinlagen boosten – super schmal und made in Germany
- Ellas House Bum Slender * Eigentlich eine Tagwindel, mit extra Hanfboostern aber top.
Auf alle Höwis legen wir eine Schwallpiesel-Einlage von Thirsties * aus 100% Biobaumwolle, damit nichts vorzeitig ausläuft.
Und jede Nachthöwi wird nach Bedarf mit 1-2 Hanfeinlagen von Ellas House (ohne Fleece) extra geboostet.
Bei einem Viel- und Schwallpiesler kann es ohne gute Baumwollauflage passieren, dass das Pipi ungehindert am Stoff abperlt und die Windel ausläuft ohne die Saugleistung wirklich genutzt zu haben.
Das ist bei uns leider der Fall gewesen. Die Thirsties Baumwoll-Auflagen waren dann DIE Lösung. Mehr Infos zur Saugleistung, Material und Produktion der Höschenwindeln findet ihr im Höschenwindelcheck .
Tipps:
Wer sich noch nicht an Wolle traut, kann auch eine Überhose aus PUL-Stoff nehmen. Die wäscht man zusammen mit den anderen Windeln bei 60°C. Als Nachtüberhose eignet sich die Blueberry Capri Cover *, da sie über alles drüber passen. Wolle ist jedoch atmungsaktiver und müffelt weniger nach Urin.
Für ruhige Nächte gibt es Einlagen, die das Kind keine Nässe spüren lassen. Einmal aus Polyesterfleece – einige Kinder bekommen davon aber gerötete Haut, also gut beobachten) und Wolleinlagen (dürfen als oberste Schicht nicht gefettet werden), die sich auch sehr trocken anfühlen und meist gut vertragen werden. Als unterste Schicht und gefettet machen sie das Stoffypaket extra dicht.
Viel Energie und Nerven lassen sich sparen, wenn man im Bett wickelt. Clever, wer eine Wickelunterlage * unterm Kind liegen hat. Sie muss nicht unbendingt wasserdicht sein, denn sie ist ja nur für Unfälle während des Wickels gedacht und nicht um wirklich viel Pipi auf Dauer zu saugen. Auf wasserdichten Unterlagen nur wickeln und nicht schlafen lassen. Der Körper muss sich luftig regenerieren können.
Windelfrei:
Nachts windelfrei? Geht das? Ja, wir hatten im 5. und 6. Lebensmonat das Vergnügen, dass es eingefordert wurde. Das war eine gute Vorübung, denn wie das Kind mit zwei Jahren trocken wurde (ohne Training), waren wir schon eingespielt und kannten Varianten und Vorlieben. Leider klappte die Asiatopfvariante bzw. der Eimer nicht denn er wollte in einem anderen Zimmer resp. dem Bad abgehalten werden. Meist gibt es auch Nachts einen Pipi-Rhythmus, wer dazu nachts fähig ist, kann das beobachten. Interessante weitere Tipps zum Thema gibt es hier. Mit circa 2 Jahren und 8 Monaten hielt es dann die ganze Nacht durch. Das ist aber ganz individuell und kommt auch auf das Trinkverhalten an.
Aufstehen
Szenario 1: Kind ist noch etwas müde, und will nicht abgehalten werden. Die Nachtwindel fliegt nebens Familienbett in eine extra Teilzeit-Windeltonne* (auch wenn nachts doch mal im Bett gewickelt wird, fliegt die nasse Windel da rein). Die Tonne ist mit einem XLWetbag * umstülpt, den man einfach mit der Windelwäsche mitwaschen kann. Die Windeln kommen dann nach dem Aufstehen in die eigentliche Tonne auf dem Balkon oder das Bad (je nach Jahreszeit – mehr dazu hier KLICK). Eine gut sitzende Überhose mit Einlage kommt ums Kind, die griffbereit am Bett liegt 😉 …und wir kuscheln weiter.
Tipp:
Die XL Wetbags sind nicht nur in der Windeltonne praktisch, sondern besonders auch auf Reisen. Wir haben immer zwei dabei auf unseren Trips: einen mit frischen Windeln und einen mit den Gebrauchten.
Szenario 2: Los! Sofort aufstehen, die Welt will erkundet werden und das Kind möchte bitte im Waschbecken oder der Toilette abgehalten werden. Ok, machen wir natürlich. Babys haben am Morgen meist eine volle Blase und wachen zum urinieren auch in der Nacht kurz auf. Diesem Mechanismus kann man mit Abhalten entgegenkommen, denn oft wird hier gequengelt (wenn die Blase leer ist, lässt es sich meist auch prima weiter schlafen).
Tipp:
Nach dem Aufstehen kann man den Windelbereich vorsichtig reinigen. Hier entweder mit Wasser den Bereich abspülen, oder bei empfindlicher Haut die selbstgemachte Feuchttücherlotion nehmen und den Bereich sanft) abwischen. Wasser kann die Haut austrocknen, deswegen im Zweifelsfall lieber eine selbstangerührte Lotion nehmen. Dann wisst ihr was drin ist und die Haut wird gepflegt.
Vormittag
Szenario 1: Sind wir Vormittags Zuhause, trödeln wir meist in der Küche herum und bereiten das Frühstück zu. Danach gehts an die Hausarbeit und zwischendurch werden Müllautos bestaunt oder etwas gespielt. Zu dieser Zeit nutzen wir hauptsächlich All-In-Three Systeme oder eine Überhose mit Einlage. Hier ist bei uns keine hohe Saugleistung notwendig, da wir entspannt auch mal öfter wickeln können und meist abhalten. Besonders die AI3 Windeln sind super bequem durch ihre Baumwollbündchen und machen sehr wenig Wäsche. Sie laufen bei uns im Liegen aber leider immer aus und die Saugkraft reicht auch nicht um über den Mittagsschlaf oder gar die Nacht zu kommen. Mehr boosten wäre möglich, bedeutet aber auch immer einen größeren Po, den wir nicht so gerne mögen. Deswegen sind diese zwei Systeme – auch Dank wenig Waschaufkommen – perfekt für die aktive Zeit Zuhause.
Unsere Favoriten hierfür sind:
Tipp:
Wer auf PUL-Stoff verzichten möchte hat mittlerweile eine große Auswahl an tollen Überhosen aus Wolle, in die man auch Einlagen legen kann oder über Höschenwindeln zieht.
Windelfrei:
Noch einfacher (gerade für Zuhause) finden wir Windelfrei-Trainer (wir hatten damals die LAWAH von Das bewegte Kind – leider nun nicht mehr erhältlich). Mit Windelfrei-Hilfen geht das Abhalten ganz fix, ohne Gewurschtel der Windel, da das Bauchbündchen oder die Hose den Trainer fest am Kind hält. Am Ende klappt man die „Luke“ einfach wieder zu und schliesst die Snaps. Wenn doch mal was daneben, bzw. in den Trainer geht, hält die Einlage erstaunlich viel Pipi und der Walkstoff ist gut gefettet sicherer wie jeder PUL-Stoff (für Wollemuffel gibt es Trainer aber auch aus PUL ). Es ist also quasi eine Windel mit Abhaltefunktion plus sie kann in lockerer Einstellung vom Kind meist als Unterhose benutzt werden.
Heute gebe ich gerne die Empfehlung unserer Co-Autorin Fee weiter: Das Heldensystem von Aennas Windelfrei Slips.
Tipp:
Signale vom Kind, das gerne abgehalten werden möchte sind zum Beispiel: Plötzliches Unterbrechen des Spiels und Hinwenden zu Mama/Papa, Unruhe, Pressen, Stöhnen, roter Kopf, Blick ins Leere usw. Jedes Kind hat da seinen eigenen Ausdruck, den man mit etwas Neugier und Zeit kennenlernen kann.
Unterwegs
Immer on tour! Nachmittags hält uns zu keiner Jahreszeit was drinnen und wir sind unterwegs. Unterwegs möchte ich nicht an die Windel denken müssen. Sie darf nicht auslaufen, kein großes Paket machen, beim Wickeln will ich keine Einzelteile herumfahren haben und der Stoff sollte toll für die Haut sein. Unsere Wahl fällt unterwegs deshalb immer auf All-In-Ones aus Naturmaterialien. Je nach Modell noch mit einer Hanfeinlage geboostet.
Unsere Favoriten für unterwegs:
Tipps:
Wenn die Windel lange halten soll, muss sie auch richtig angelegt werden. Die Windel um die Beine tief in die Gehfalten rutschen lassen und die Kanten eventuell leicht nach innen rollen. Es darf beim Bewegen der Beine kein Beinloch entstehen, sonst ist die Windel undicht. Hier die Größeneinstellung in der Leibhöhe und am Bauch optimieren.
Windelfrei:
Auch unterwegs geht windelfrei, allerdings sollte man nicht gestresst und so entspannt sein, das Kind zur Not auch mal über einen Busch zu halten :-). Windelfrei-Kleidung macht das Ganze auch unterwegs um einiges einfacher.
Das Kind schläft im Auto ein? Ok, dann testet doch mal folgendes: Wenn ihr bereits am Ankunftort angekommen seid und das Kind im Auto aufwacht und ihr es eigentlich herausnehmen und los wollt – erst mal Abhalten! Denn die Blase hat auch geschlafen. Also Windel weg (oder Trainer aufklappen) und über den nächsten Busch abhalten.
Mittagsschlaf
Für den Mittagsschlaf haben sich hier kuschelige und gut sitzende Pocketwindeln bewährt. Eine Nachtwindel wäre mir zu viel Extrawäsche, da sie langsam trocknen und so saugstark muss das Paket ja für den kurzen Schlaf nicht sein. Auch geht das Anlegen einer Pocketwindel viel schneller, als das zweiteilige Nachtwindelsystem. Dennoch sollte alles „abgedichtet“ sein, beim Wälzen, Wühlen und diversen Schräglagen. Das geht auch mit einer gut sitzenden Überhose mit Einlage oder All-In-Ones, klar.Wenn sie nicht gut am Oberschenkel sitzen, rinnt das Pipi gerne mal direkt aus der Windel. Bei Natur-Pocketwindeln hat man den Vorteil dass die komplette Innenseite mit Biobaumwolle vernäht ist und die Haut berührt im Schlaf nur dieser Stoff. Überhosen und AIO´s haben immer Verschlusslaschen aus Polyester/ Fleece. Die Pocketwindel kann ich außerdem total individuell stopfen, je nachdem wieviel Saugfähigkeit und Bewegungsfreiheit gerade benötigt wird.
Die absoluten Lieblingskuschelwindeln sind:
Abends
Zuhause angekommen, Abendessen und die letzte Energie rauslassen. Das geht bei uns am besten (wie Vormittags 😉 ) mit Windelfrei, All-In-Threes und Überhosen mit Einlagen, siehe oben. Am nächsten Morgen waschen wir übrigens im zwei Tage Rhythmus unsere 60° C Wäsche. Unsere ganze Waschroutine findet ihr sorgsam aufgedröselt hier.
Tipp:
Um das passende System für euch zu finden, schaut euch euren Alltag und eure Prioritäten an. Was ist wichtig? Zeit? Flexibilität? Kommunikation? Bequemlichkeit? Ruhe? Die Stoffwindel- Windelfreiwelt hat für jede Familie etwas Passendes, manchmal muss man sich nur trauen und es einfach mal probieren. Eine persönliche Stoffwindelberatung mit Windelfreitipps kann euch einiges Abnehmen und das Herumprobieren überflüssig machen. Schaut doch mal hier (Link zu den Stoffwindelexperten) vorbei, vielleicht findet ihr jemand nettes in eurer Umgebung.
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*Diese Links enhalten Affiliate Links, ich bekomme einen kleinen Prozentanteil wenn ihr über den Link tatsächlich etwas kauft. Für euch enstehen keine Mehrkosten und der Blog „Stoffwindelguru“ darf weiter für euch wachsen und Berichte schreiben! DANKE!